Dienstag, 10. Mai 2011

Rezension: Birand Bingül - Der Hodscha und die Piepenkötter

Birand Bingül - Der Hodscha und die Piepenkötter

Rowohlt Polaris
288 Seiten
ISBN: 978-3862520152


Über den Autor:
Birand Bingül, geb. 1974, ist Journalist und Autor. Der WDR-Redakteur hat sich viele Jahre intensiv mit den Themen Integration und Migration beschäftigt und war u.a. Kommentator der ARD Tagesthemen. «Nuri Hodscha und die Piepenkötter» ist sein zweiter Roman.

Inhalt:
Treffen sich zwei Kulturen...
In ihrer Stadt ist Ursel Piepenkötter ist die unangefochtene Nummer eins. Als amtierende Oberbürgermeisterin liebt sie das Bad in der Menge, sie ist resolut und kämpferisch. Ihre Spezialdisziplinen: Tricksen, tarnen, täuschen. Ihr oberstes Ziel: die Wiederwahl. Doch die gerät in Gefahr, als Nuri Hodscha, der neue Geistliche der türkischen Gemeinde, zum Einstand ankündigt, eine prächtige Moschee bauen zu wollen. Vielen Bürgern der Stadt ist der Islam nicht geheuer - muss eine Bürgermeisterin da nicht eingreifen und Profil zeigen? Ursel Piepenkötter wittert die Chance, durch eine wohldosierte Portion Populismus die Wahl für sich zu entscheiden. Doch als sie Nuri Hodscha den Marsch blasen will, ist sie an den Falschen geraten: Der Mann Allahs ist ein Schlitzohr ohnegleichen. Ob Kuhhandel oder Erpressung - auch ihm sind alle Mittel recht. Noch 42 Tage bis zur Wahl. Zwei Gegner, die sich nichts geben. Der Kampf ist eröffnet ...

Meine Meinung:
Schauplatz ist eine kleine, mittelmäßige Stadt, deren Höhepunkte die Bundesgartenschau in den 70gern und die Übernachtung von Robert Redford in den 80gern waren. Ursel Piepenkötter ist die amtierende Oberbürgermeisterin in dieser Stadt, die kurz vor den Wahlen steht. Alles läuft friedlich, bis Nuri Hodscha, der neue Geistliche des Moscheevereins, mit seiner Tochter Hülya auftaucht und eine neue Moschee für seine Gemeinde verlangt. Das will die Piepenkötter nicht genehmigen, denn das bietet aufgrund der bevorstehenden Wahl, ziemlich viel Zündstoff und sie könnte so einige Wähler verlieren. Ihre Taktik lautet: "Verzögern. Tricksen, tarnen, täuschen." und diese Schiene fährt sie während der kompletten Geschichte.
Nuri Hodscha "spricht" mit Allah und diese Dialoge sind die witzigsten im ganzen Buch, finde ich. Allah rät ihm, nicht mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, sondern alles ein wenig langsamer anzugehen. Doch darauf hört Nuri nicht im Geringsten. In der Öffentlichkeit spielt Nuri einen schweren türkischen Akzent vor, während er doch eigentlich perfekt deutsch sprechen kann.
Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen, führt Nuri Hodscha die Piepenkötter gekonnt vor. Doch das lässt diese nicht auf sich sitzen und schlägt direkt zurück und so geht das immer hin und her und die beiden Kontrahenten schenken sich in ihrem Kampf wirklich nichts und überschreiten auch schonmal Grenzen. Doch nicht nur Nuri und die Piepenkötter haben zu kämpfen. Auch Hülya wird nicht gerade mit offenen Armen in ihrer neuen Klasse empfangen und hat sehr mit Vorurteilen zu kämpfen. Ausgerechnet Patrick, der Sohn der Piepenkötter setzt sich für sie ein. Aber auch die beiden werden in den Machtkampf ihrer Eltern mit hineingezogen...
Man merkt, dass Herr Bingül sich sehr mit dem Thema Integration und Migration beschäftigt hat und lernt noch so einiges über die türkische Kultur dazu.
Das Buch ist flüssig geschrieben, aus Sicht der Piepenkötter und von Nuri, aber auch aus der Sicht der Kinder. Dabei finde ich gut, dass man auch wirklich merkt, dass da Jugendliche sprechen, was ja nicht in jedem Buch der Fall ist.
Meiner Meinung nach könnte es hier sogar noch einen zweiten Teil geben (den ich mit Freude lesen würde), denn das Ende ist zwar nicht direkt offen, lässt aber Raum für eine Fortsetzung.
Vielen Dank für dieses Buch, welches mir für meine erste Testleserunde von und Rowohlt Polaris zur Verfügung gestellt wurde.


Keine Kommentare: