Sonntag, 25. Januar 2015

Rezension: Petra Schier - Der Hexenschöffe

Petra Schier - Der Hexenschöffe

rororo
512 Seiten
ISBN: 978-3499268007
Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2014

Über die Autorin:
PETRA SCHIER, Jahrgang 1978, lebt mit ihrem Mann und einem Deutschen Schäferhund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur an der Fernuniversität Hagen, und seit 2003 arbeitet sie als freie Lektorin und Autorin.
Ihre erfolgreichen historischen Romane erscheinen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ihre Weihnachtsromane bei Rütten & Loening.
Sie ist Mitglied im Syndikat, bei HOMER sowie bei DeLiA.

Klappentext:
Anno 1636 ist ganz Deutschland vom Hexenwahn ergriffen. Schon einige Jahre zuvor traf es auch das beschauliche Rheinbach – eine Zeit, an die sich keiner gern erinnert. Und nun hat der Kurfürst den Hexencommissarius erneut in die Stadt beordert.
Hermann Löher, Kaufmann und jüngster Schöffe am Rheinbacher Gericht, hat Angst um Frau und Kinder. Sein Weib Kunigunde gehört zur «versengten Art»: Angehörige ihrer Familie wurden damals dem Feuer überantwortet. Löher glaubt nicht an Hexerei und an die Schuld derer, die vor Jahren den Flammen zum Opfer fielen. Eine gefährliche Einstellung in diesen Zeiten.
Als die Verhaftungswelle auch auf Freunde übergreift, schweigt der Schöffe nicht länger. Und schon bald beginnt für ihn und seine Frau ein Kampf gegen Mächte, die weit schlimmer sind als das, was man den Hexen vorwirft ...

Meine Meinung:
Petra Schier überzeugt mich mit ihren historischen Romanen immer wieder ganz besonders durch ihre gute Recherche. Man fühlt sich, als wäre man mittendrin in der jeweiligen Zeit, denn die Autorin hat ein unheimlich gutes Talent, diese zu beschreiben. So erging es mir auch mit "Der Hexenschöffe", der mich wirklich fesseln konnte, was sicher auch daran lag, dass diese Geschehnisse so oder ähnlich tatsächlich passiert sind. Die Geschichte wird begleitet von Ausschnitten aus Hermann Löhers Aufzeichnungen zur Zeit der Hexenverbrennungen. Es ist wirklich erschreckend, wie grausam die vermeintlichen Hexen und deren Verbündete gefoltert wurden, bis ihnen gar nichts anderes mehr übrig blieb, als Taten zu gestehen, die sie nicht begangen hatten. Die Autorin scheut nicht davor zurück, auch solche Stellen zu beschreiben, so dass ich teilweise wirklich schockiert war und eine kleine Pause brauchte, um mich erstmal wieder zu sammeln.
Interessant war es nicht nur, über die Hexenprozesse zu lesen, sondern auch darüber, wie die Menschen in der Zeit um 1600 herum gelebt haben. Die Bräuche und Sitten werden so in die Geschichte eingeflochten, dass man lernt, ohne sich zu langweilen. Das ist es, was ich an Petra Schiers Büchern so gerne mag. Ihr schöner bildhafter und detailreicher Schreibstil tut sein übriges dazu, dass ich immer wieder gerne zu ihren Büchern greife.
Hermann Löher ist jetzt nicht unbedingt ein Protagonist, den ich sehr sympathisch finde, denn er fährt ziemlich schnell aus der Haut, ehe er nachdenkt, doch trotzdem hat die Autorin es geschafft, mich zu packen und gespannt verfolgen zu lassen, wie es ihm und seiner Familie in dieser schweren Zeit erging. Doch nicht nur über Hermann Löher selbst erfahren wir vieles, auch wie seine Kinder und seine Frau ebenso wie einige Bewohner Rheinbachs die Ereignisse erlebt haben, erfahren wir hier.  Die Beschreibungen von Hermann Löhers Gefühlswelt sind Petra Schier ebenfalls gut gelungen. Löher war überzeugt davon, dass keiner der Angeklagten wirklich eine Hexe war, doch aus Angst vor einer Anklage gegen ihn und seine Familie schweigt er lange Zeit. Natürlich plagt ihn deswegen das schlechte Gewissen und doch ist die Angst sein ständiger Begleiter, auch wenn es ihm noch so sehr gegen den Strich geht, was da an Ungerechtigkeiten passiert. Diesen Gewissenskonflikt kann man gut nachvollziehen, auch wenn man immer wieder hofft, dass doch endlich etwas passieren mag, um dem ganzen ein Ende zu setzen.
Fazit:
Noch nie hat ein historischer Roman mich so sehr mitgenommen, gefesselt und fasziniert, wie "Der Hexenschöffe". Die Mischung aus Fiktion und tatsächlich stattgefundenen Ereignissen, der bildhafte und detailreiche Schreibstil der Autorin und das faszinierende und erschreckende Thema der Hexenverbrennungen haben es mir schwer gemacht, das Buch aus der Hand zu legen. Ein Buch, das man so schnell nicht aus seinem Kopf bekommt.
Ich vergebe 5  von 5 Punkten!

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